RTF Alpentour 2001

Auf zu neuen Ufern – Berge hieß das Motto von Volker Lange, als er sich bereit erklärte die Rennrad-Alpentour 2001 für den RSV Unterweissach zu planen. In den vergangenen Jahren wurde jeweils in Österreich gestartet, diesmal war die Schweiz dran. Von Chur aus sollte der Alpenhauptkamm viermal überquert werden, Furka – Simplon – San Bernardino – Julier. Ausgangspunkt war Chur (Rheintal) Brig (Rhonetal) – Locarno (Lago Maggiore) – Chiavenna (Comerseej. Zehn Männer, eine Frau und ein Bube (unter 30 Jahre) waren bereit die Berg- und Talfahrt auf sich zu nehmen.
Mit dem ersten Tag erwischten wir den heißesten Tag des Jahres. Es ging von Chur über das Vorderrheintal zum Oberalppass. Dabei überquerten wir das größte Tunnelbauprojekt der Alpen, 57 km lang unter dem Gotthard-Massiv von Erstfeld nach Bodio vor Bellinzona. Im Gipfelrestaurant erholt, verließen wir die Passhöhe hinunter nach Andermatt. Von dort ging es hurtig in den Furkapass hinein, das Dach der Tour auf eine Höhe von 2.431 Meter. Auf der Passhöhe sah man drohend Gewitterwolken das Rhonetal heraufziehen. Aber die Abfahrt nach Gletsch war noch mal vom Feinsten. Der wunderbare Blick von Belvedere auf den Rhonegletscher. In Gletsch angekommen kann man sehr gut den Rückzug des Gletschers in höhere Regionen erkennen.
Kaum setzen wir unsere Fahrt fort, begannen die Gewitterwolken unseren Schweiß abzuduschen. 30 km später war es wieder trocken und wir erreichten „trockengefönt“ unseren Zielort Brig nach 180 km.
Am zweiten Tag warteten der Simplon- und der San Bernardinopass auf uns. Normale Menschen wären froh, sie könnten automobil über solche Pässe kommen. Nicht so die total verrückten Radfahrer. Wer das Begleitfahrzeug fahren durfte und musste, wurde in einem längeren gruppendynamischen Prozess ausdiskutiert. Irgendwann ging’s dann aber doch! Ein radbegeisterter schweizer Lieferant des Hotels gab uns den Tipp, über die alte Passstraße zu fahren. Welch ein Genuss, ohne den lästigen Schwerverkehr. Auf der Passhöhe kurz einen Cappuccino und im strömenden Regen hinein in die Abfahrt nach Gondo, bekannt durch den großen Erdrutsch im Frühjahr 2000.
Auf italienischem Gebiet ging’s jetzt weiter Richtung Lago Maggiore. Wider Erwarten mussten wir jetzt in der größten Hitze noch ein Pässle mit 500 Höhenmetern überqueren. Aber dann lief es über Centovalli flott nach Locarno am Lago Maggiore. Nun waren wir auf 198 Metern über NN und sollten noch nach San Bernardino auf 1.600 m Höhe. Wenn man Bellinzona hinter sich gelassen hat, wird es auf der alten Passstraße ganz ruhig, die parallel verlaufende Autobahn erzeugt nur noch ein Grundrauschen. Man fährt ewig auf leichter Steigung das Tal hinaus und fragt sich immer wieder, wann denn endlich die 1.400 Höhenmeter zu überwinden sind. Aber irgendwann ging’s eine wunderschöne Passstraße hinauf, das haben wir trotz der beginnenden Regenschauer noch erkennen können. Man fährt dann mit dem Trost „irgendwann ist alles vorbei“ den Berg hinauf. Kurz nach 20.00 Uhr wurden die letzten Radler von der Begleitautobesatzung (jetzt sind sie gerne im Auto gefahren) empfangen.
Der dritte Tag war als Königsetappe eingeplant. Die Pässe oberer San Bernardino, Splügen, Maloja, Julier waren vorgesehen. Eine Wetterfront machte dieses Vorhaben zunichte. Ein Teil der Gruppe wollte nichts wie heim bei diesem Wetter. Der andere Teil radelte nachmittags bei gutem Wetter über den wunderschönen oberen San Bernardinopass, hinunter nach Hinterrhein und wieder zurück. Es hat sich wieder mal gezeigt, dass man für das Wetter in den Bergen etwas Geduld aufbringen muss. Es kann sich sehr schnell ändern, zum Guten wie zum Schlechten.
Der RSV-Unterweissach bedankt sich bei Volker Lange für die gute Organisation der Ausfahrt. Die Wetterkapriolen liegen nicht in seiner Verantwortung. Das mit dem richtigen Wetter hat schließlich noch niemand hinbekommen. Häu

Sabine Schweizer. Herbert Häußer und Karl Scheib am Aufstieg zum Simplon
Wilfried Schramm rüstet sich zur Abfahrt
Bei Bernhard Eigen geht’s bereits wieder aufwärts