Mit dem Montainbike den Himalaya überquert – RSV Mitglied Jörg Widmaier erfüllte sich einen lange gehegten Wunsch

Einen lange gehegten Wunsch erfüllte sich Jörg Widmaier: Der 60-jährige Radsportfreak von RSV Unterweissach überquerte mit dem Mountainbike die Himalaya – Hauptkette von Süden nach Norden und ließ dabei die drei höchsten Passe der Welt hinter sich, um danach das einsame, abgelegene Gebirgsland Ladakh in Indien zu erreichen. Eine Möglichkeit dazu bietet eine 1990 erbaute Militärstraße, die heute durch den Kaschmir-Konflikt die einzige Landverbindung nach Ladakh darstellt und seit einigen Jahren auch von Ausländern genutzt werden kann. – Nötig ist aber einer Sondererlaubnis.
Zusammen mit sechs anderen Mountainbikern, die aus allen Ecken Deutschlands kamen und sich über den Summit-Club des Deutschen Alpenvereins DAV gefunden hatten, nahm Widmaier das Abenteuer in Angriff. Ergänzt wurde die Gruppe durch einen finnischen Fahrer. Von Dehli, wo das Flugzeug der Ausdauersportler landete, führte der Weg mit dem Bus in das circa 600 Kilometer entfernte Manali am Südrand der Himalayakette. Von hier ging es sofort mit den Mountainbikes weiter und am Abend erreichten die Biker den ersten Pass. An den folgenden Tagen wurden die Pässe immer höher, die Luft immer dünner und die Landschaft immer hochalpiner. Auf der zum Teil sehr schlechten Schotterpiste, unterbrochen durch lange Schlammpassagen und etlichen Furten, kämpften sich die sieben Mountainbiker zu den jeweiligen Tageszielen durch.
Um eine vernünftige Anpassung an die enormen Höhen zu gewährleisten, mussten die Übernachtungsorte wohl überlegt sein. Vor dem Anstieg zum zweithöchsten Pass der Welt, dem Taglang-La (5300 Meter), legte die Gruppe in 4700 Metern einen zusätzlichen Ruhetag ein. Einfach, um sich an die Verhältnisse zu gewöhnen. Kopfschmerzen während der Nacht blieben Widmaier & Co aber dadurch auch nicht erspart. Der Aufstieg zum Pass bereitete dem selbständigen Handelsvertreter aus Oberweissach wider Erwarten wenig Mühe, so dass er auf der Passhöhe auf den Rest warten musste.
Durch Traumlandschaften in fast völliger Einsamkeit erreichten die Gruppe am elften Tag das Industal, ein Flusstal mit einem schmalen Streifen fruchtbarem Land. Anschließend erreichen die Biker das buddhistische Ladakh, hier traf man wieder auf Menschen, die die Radler freundlich begrüßten. Entlang der Route besuchten die Gruppe Klöster und Burgen. Nach 13 Tagen erreichte die Biker die Hauptstadt von Ladakh Leh.
Nach einem Ruhetag nahmen die Extremsportler die Königsetappe in Angriff. Es ging auf den Khardung-La. Er ist mit 5603 Metern der höchste mit Kraftfahrzeugen befahrbare Pass der Welt. Nach dem Start löste sich Jörg Widmaier und ein Kamerad rasch von der Gruppe und kurbelten gleichmäßig hoch bis auf 4600 Meter, wo urplötzlich das Wetter wechselte und die beiden schlüpften bei heftigen Hagelschlag und Sturm in ihre schützenden Jacken. Um nicht auszukühlen, ging es sofort weiter und mit brennenden Lungen erreichen die beiden nach 4½ Stunden und einem 40 Kilometer langem Anstieg überglücklich die Passhöhe. Den hart gesottenen Bikern rollten Freudentränen über die Wangen. Zwei weitere Kameraden erreichten noch die Passhöhe, während ein Trio unterwegs aufgegeben hatte und umgekehrt war.
Nach kurzer Rast begann eine 40 Kilometer lange Traumabfahrt. Ohne eine einzige Pedalumdrehung kamen die Sportler wieder im Tal an.
Mit dem Flugzeug ging es am anderen Tag wieder zurück in’s heiße, übervölkerte Dehli. 600 Kilometer und 11.000 Höhenmeter mit dem Mountainbike boten dem RSV – Freak Jörg Widmaier ein unvergessenes Erlebnis.

Jörg Widmaier auf dem höchsten befahrbaren Pass der Welt, dem Khardung La (5603 Meter) im Himalaya