Rennrad – Jahresausfahrt durch Südschwarzwald, Frankreich und Schweiz

Eine feste Einrichtung, seit über 26 Jahren, ist die Jahres-Abschluss-Fahrt des Radportvereins. Traditionsgemäß wird diese Ausfahrt jedes Mal von anderen Personen organisiert und findet jeweils im September statt. Da diese Organisation Ehrensache ist, werden die Ausfahrten mit Ideenreichtum und großem Engagement durchgeführt. Nur ein einziges Mal musste die Ausfahrt wegen schlechter Witterung verschoben werden.
In diesem Jahr ging es in eine Gegend, die niemand aus der Gruppe kannte. Weil sich die Strecke über Deutschland, Frankreich und die Schweiz hinzog, war mit „Dreiländer Glück“ auch gleich ein passender Name gefunden. Der Startort musste zuerst mit dem Bus erreicht werden. Vom südbadischen Neuenburg, führte die Strecke über den Rhein zum Sundgau, der südlich von Muhlhouse liegt. Die Gegend war früher mal das Oberelsass und zuvor bis zum Westfälischen Frieden(1648) in österreichischem Besitz. Daher auch die vorwiegend deutsch-stämmigen Ortsnamen.
20 Radler gingen in Neuenburg, bei frischen Temperaturen, auf die Reise in bisher nicht bekanntes Terrain. Zunächst war am Rhein entlang alles topfeben. Um den Rhein zu sehen, musste man allerdings über eine der vielen Stichstraßen direkt an das Ufer fahren. Je weiter es nach Süden ging, desto welliger wurde das Gelände. In dem Städtchen Ferrettes dann die Mittagsrast mit – für Frankreich untypischen – Spagetti Bolognese. Den Portionen nach müssen wir wohl sehr ausgehungert ausgesehen haben. Keiner hat den Teller geschafft, trotzdem blieb das Wetter zu aller Freude stabil. Ferrettes ist der Stammsitz der früheren Landesherren, der Grafen von Ferrettes. Hoch über dem Tal zeugt noch ein Schloss davon.
Dann ging es Richtung Jura. Die Berge wurden immer höher und dort hingen auch bedrohlich dunkle Wolken. Nach einer langen Abfahrt wechselte plötzlich die Art der Straßenschilder. Es war das einzige Zeichen, dass die Schweiz erreicht wurde. Das so genannte Baselbiet. Nein, es fehlt kein Buchstabe, es liegt südlich von Basel. Langsam entwickelte sich eine sehr angenehme Witterung, was die Radler fast zwangsweise zu einer Kaffeepause veranlasste. Spätestens beim Versuch zu bezahlen wurde klar: das ist kein Euroland, und der Schweizer an sich verteidigt seine Fränkli. Nach der Pause waren alle so richtig motiviert, denn es ging im Schlepptau der 50km/h schnellen „Volkermotive“ die letzten 15km nach Sissach. Ein Hotel namens Sonne wartete dort schon auf uns.
Am nächsten Morgen zeigte sich die Sonne erst nach kurzer Bedenkzeit. Es ging vom Baselbiet in den Kanton Argau und nach Laufenburg am Rhein. Diese Stadt entwickelte sich sowohl auf Schweizer wie auch auf Deutscher Seite. Die Grenzbauten auf der Brücke sind inzwischen verschwunden, auch fragte uns niemand: haben Sie was anzumelden? Hoch über dem Grenzfluss einen Kaffee zu trinken war schon ein besonderer Genuss.
Aber gleich danach beginnen die Schwarzwaldberge. Über das Murgtal ging es auf eine Höhe von über 1.000m zur Freiwaldkapelle. Bevor das Dach der Tour, der Hochkopf mit über 1.200m erreicht war kam die lange Abfahrt nach Todmoos mit einem gemütlichen Gasthof zum Mittagessen.
Gut gegessen, war der Hochkopf bald erreicht, bevor es in einer langen Abfahrt (fast 700 Höhenmeter) hinunter nach Schönau, zur Geburtsstadt unseres Fußball-Bundestrainers Jogi Löw, ging. Das Wiesenttal wurde bald wieder verlassen. In Richtung Badenweiler war noch der 11km langen Anstieg zum Kreuzweg zu bewältigen. Aber nun hieß es: Leinen los, wer ist als erster oben? Es ist ein langer, teilweise auch sehr steiler Weg bis zu Passhöhe. Klarer „Sieger“ war unser Jungspund Manuel. Man sieht, ein Kunstradfahrer der deutschen Spitzenklasse macht auch auf einem Rennrad eine gute Figur.
Die Abfahrt über Badenweiler nach Neuenburg wurde zum Genuss, und die verschwitzten Trikots windgetrocknet. Jetzt noch die edlen Rennräder in den Bus verstaut und ab ins Himmelreich. So hieß unser Gasthaus am Eingang des Höllentales, wo wir bei zünftigem Abendessen die Tour ausklingen ließen.
Wir sind trotz der Leistungsunterschiede zwei volle Tage miteinander geradelt und nichts hat unsere gute Stimmung getrübt. Ganz großen Dank an Jörg Widmaier für die Organisation der wunderbaren Tour und Begleitbusfahrer Leo Balmer. häu

Bild: Vor dem Hotel „Sonne“ in Sissach (von links nach rechts): Andreas Bobanac, Günter Wurst, Manuel Brand, Stefan Steuer, Volker Lange, Herbert Häußer, Gunter Coelle, Herbert Baumstark, Jörg Widmaier, Frank Wahl, Gordon Hadler, Siegfried Eder, Leo Balmer, Manfred Balmer, Wilfried Schramm, Martin Balle, Hans Gronbach, Bernhard Eigen, Karl Scheib und Uwe Hirzel