Rennradler des RSV beim Brevet de Randonneur des Vosges 2014

Dieses Jahr war es wieder soweit: in Eguisheim im Elsass fand am Wochenende vom 28. auf den 29. Juni wieder die Vogesen-Tour ‚Brevet de Randonneur des Vosges 2014‘ statt, veranstaltet vom Club Cyclo Colmar. Dies lockte die Rennradler des RSV Unterweissach magisch an, schließlich stand dieses mal eine neue Strecke über 3 Ballons mit 206 Kilometer Länge bei ca. 4300 Höhenmetern auf dem Plan, der Ballon d’Alsace zum warm fahren, den Grand Ballon als Höhepunkt und den Petit Ballon zum ausrollen.
Schnell fanden sich vier Freiwillige, die sich in den Vogesen sportlich betätigen wollten. Herbert, Volker, Stefan und Gordon machten sich an einem warmen Samstag Nachmittag auf den Weg nach Eguisheim, wo sich an der Mehrzweckhalle ‚La Tuilerie‘ in Eguisheim der Start und das Ziel der Rundfahrt befanden.
Das Weinstädtchen Eguisheim, das als Festungsstadt im 13. Jahrhundert mit konzentrischen Gassen um die Burg Eguisheim in der Ortsmitte angelegt wurde, ist in nahezu unveränderter Form bis heute erhalten. Eguisheim hat viele Auszeichnungen für die Schönheit seiner blumengeschmückten Gebäude erhalten und zählt zurecht zu den ‚Plus beaux villages de France‘ (die schönsten Dörfer Frankreichs).
Nach der Ankunft in Eguisheim haben Herbert, Volker, Gordon und Stefan ihre Räder bereit gemacht, um eine kleine Besichtigungsrunde in die historische Innenstadt zu machen. Schließlich galt es auch, eine passende Abendverpflegung zu finden. Einziges Randproblem waren die heranziehenden dunklen Wolken am ansonsten schönen Abendhimmel. Nach ein paar Durchquerungen und einer Umrundung von Eguisheim fand sich an einem der fünf Zugänge ein sehr schönes Lokal, dass die RSV-Radler genau mit den ersten Tropfen erreichten. Für die Räder fand sich ein trockener Unterstand, während für die Radler im 1. Stock ein weiterer Speiseraum geöffnet wurde. Dort ließ sich das Gewitter bei leckeren Speisen und Getränken gut aushalten. Anschließend ging es zurück zu den Autos, wo die Übernachtung anstand. Diese war nicht ganz so ruhig, da es in der Nacht noch weitere Gewitter und einiges an Regen gab.
Am nächsten Morgen hingen immer noch schwere Wolken über Eguisheim und der Umgebung, aber es war immerhin trocken. Nach dem Anlegen der Radklamotten ging es danach zum Frühstück in der Mehrzweckhalle. Um kurz nach 6.00 Uhr starteten dann die vier RSV-Ralder ihre Tour über die Vogesenberge. Als erstes ging es über die Weinstraße unterhalb der 5 Burgen entlang, um sich warm zu fahren. Die Route führte weiter über Rouffach nach Orschwihr und dort dann ins Val du Pâtre, ein schönes Tälchen durch den Wald und weiter über Guebwiller, Soultz, Hartmannswiller nach Thann. Von dort aus ging es weiter über Guewenheim nach Masevaux ins Tal der Doller.
In der Zwischenzeit haben sich die Wolken etwas gelichtet und passend bei Sewen zeigte sich die Sonne. Da dort auch der Anstieg zum Ballon d’Alsace begann, stieg die Betriebstemperatur der RSV-Radler schneller als vermutet. So hieß es schnell ‚Abjacken‘, bevor es weiter gehen konnte. Mit Hilfe der Serpentinen unterhalb der Staumauer des Lac d’Alfeld konnten reichlich Höhenmeter gemacht werden, auch danach ging es kurvig weiter nach oben. Bei Erreichen der 1000 m Höhenlinie kam die nächste Wetterüberraschung für die Radler: sie verschwanden in der Wolkendecke. Ein paar Kurven weiter fing es dann auch noch ergiebig an zu regnen, das ganze noch garniert mit reichlich Seitenwind. So hieß es dann schnellstmöglich ‚Aufjacken‘, so dass zumindest die Betriebstemperatur gehalten worden konnte. Mit einigem Erstaunen konnten auch andere Radler beobachtet werden, die lediglich in reiner Sommermontur unterwegs waren. Oben auf dem Ballon d’Alsace (1174 m) fand sich dann die nächste Kontroll- und Verpflegungsstelle, wo die heißen Getränke der Renner waren. Nach kurzer Verweildauer ging es weiter, immer noch bei etwas Regen. Es folgte die Abfahrt ins Moseltal nach Saint-Maurice-sur-Moselle.
Dort herrschte einiges an Aufruhr, da dort gerade ein Haus abgebrannt war und die Feuerwehr noch die letzten Glutnester löschte. Nach einer kurzen Phase der Verwirrung aller Radler, die vom Ballon d’Alsace heruntergerollt kamen, fasste sich Stefan ein Herz und fragte mit seinem besten Schulfranzösisch einen Feuerwehrmann, der an der Straßensperrung stand, nach dem Weg für die Radler. Offenbar war die Aussprache verständlich, jedenfalls war klar, dass wir an der Sperre vorbei auf unserem Weg weiter fahren konnten. Der Regen hatte zwischenzeitlich auch aufgehört. Nun ging es das Moseltal aufwärts bis Bussang, wo der Anstieg zum Col du Page (996 m) erfolgte.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es weiter zum Col d’Oderen (884 m) und von dort wieder hinab ins Tal der Thur, von Kruth bis Saint-Amarin, wo nun der Anstieg zum Grand Ballon über Geishouse anstand. Dieser Anstieg stellte einige Anforderungen an Mensch und Material, schließlich ging es auf einer Strecke von ca. 13 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 9 % (mit Rampen von bis zu 18 %) hinauf auf die Route de Crêtes zum Haaghof (Auberge du Haag). Dort war erst einmal ausgiebiges Durchschnaufen angesagt, bevor der letzte Kilometer auf die Passhöhe auf dem Grand Ballon (1334 m) in Angriff genommen werden konnte. Dort wartete die Verpflegungsstelle etwas windgeschützt auf die Radler. Nun galt es die Energiespeicher wieder zu füllen, was mit Trockenobst, Kuchen, Traubenzucker und Schmalzbroten sowie heißen Getränken auch einigermaßen gelang. Lange durfte die Pause aber nicht dauern, denn auch Petrus schickte erneut seinen Segen. So konnte gleich mehrfach das immer wieder erstaunliche physikalische Wunder bestaunt werden, bei dem Radler mit 30 Grad Seitenneigung doch gerade aus fahren… .
So ging es in den Wolken über die Route de Crêtes wieder zurück am Haaghof vorbei in Richtung Le Markstein. Kurz dahinter ging es nun wieder im strahlenden Sonnenschein nach rechts auf die Straße Richtung Sondernach, die über den Col du Platzerwasel (1183 m) führt. Zwei Wochen später führt über diese Straße die 10. Etappe der Tour de France 2014. Zur Erleichterung der RSV-Radler durften sie aber die 12 % in entgegengesetzter Richtung talwärts fahren. Vorbei am Lauchenkopf wurden viele Höhenmeter bis kurz vor Sondernach abgebaut, bevor unvermittelt der Anstieg auf den Petit Ballon begann.
Die spitz nach rechts abzweigende Straße für den Anstieg auf den Petit Ballon wurde mit einer großzügigen Wende über die komplette Fahrbahn gemeistert – dieser Abzweig kam halt relativ plötzlich in der rauschenden Abfahrt 🙂 . Schnell kamen wieder die nächsten Höhenmeter aufs Konto. Es stand noch die große Verpflegungspause in Landersen aus. Wiedereinmal hatte Petrus seine helle Freude an den RSV-Radlern entdeckt und fuhr gleich die komplette Wetterpalette auf: es begann ordentlich zu regnen, während die Sonne schien und der Wind die Bäume vor sich her trieb – was es nicht alles gibt. Nach wenigen Metern war der Standardzustand der RSV-Radler wieder hergestellt: triefend nass. Und das, nachdem eigentlich fast alles trocken gefahren war. Es ist beruhigend zu wissen, dass die Radschuhe auch unten Löcher haben – so kann das Wasser unten gleich wieder hinaus laufen.
Immerhin konnten an der Verpflegungsstelle in Landersen die Energiespeicher wieder aufgefüllt werden, um den letzten Anstieg hinauf zum Petit Ballon wieder in schönstem Sonnenschein zu genießen. Da es aber auf dem Petit Ballon nichts wesentliches zu entdecken gab, machten sich Herbert, Volker, Gordon und Stefan auf die letzte Abfahrt des Tages und damit auf den Rückweg nach Eguisheim.
Zügig ging es durch einige Kehren hinunter nach Luttenbach-près-Munster und dann weiter nach Muhlbach-sur-Munster. Dort wartete auf die Experten unter den schnellen Radlern noch die Streckenteilung zum Super-Brevet, bei der noch eine 4. Auffahrt zum Entdecken der Ski-Station Gaschney mit einer Höhe von 997 m zu nehmen gewesen wäre. Da aber selbst zufällig anwesende jüngere französische Fahrer bei der Ansage durch den Streckenposten dankend ablehnten, fanden wir uns in unserem Wunsch, zurück nach Eguisheim zu fahren, bestätigt. Auch die neuen Wolkenformationen am Himmel gaben diesem Wunsch einen gewissen Nachdruck. Als der französische Fahrer noch einmal mächtig Dampf machte, fühlte sich zunächst Stefan davon angezogen. Dicht im Windschatten fühlte sich das Ganze bei schon über 40 km/h gut an, Tendenz steigend. Ein Blick nach hinten führte aber zunächst zu einigen Zweifeln, da das eigene Peloton sich noch unentschlossen zeigte. Aber nach kurzem Zögern war klar, hier muss eine Entscheidung her. Und die lautete: Vollgas ist das Einzige, war hier hilft. Also, wieder Unterlenkergriff, Kette nach rechts – und dann den französischen Kollegen wieder einfangen. Dies gelang auch wieder nach ca. einem Kilometer. Zwischenzeitlich hatte sich auch Volker dafür entschieden, noch einmal Gas zu geben. So ging es mit der gebotenen Eile über Luttenbach nach Munster, wo plötzlich die kleinen grünen Pfeile am Boden weg waren, als wir in einem großen Verkehrskreisel ankamen! Grand Malheur! Nach der ersten Runde im Kreisverkehr war allen klar, dass wir irgendwo vorher die Streckenpfeile verpasst hatten, nach der zweiten Runde war klar, dass wir uns nun entscheiden müssen und Stefan gab dem französischen Fahrer den Hinweis, dass auf dem Schild auch Turkheim – die nächste Station – angeschrieben war, so dass das Trio nach der dritten Runde die Ausfahrt in Richtung Turkheim nahm. Dies führte zu einer unfreiwilligen Streckenteilung, da unser Peloton langsam genug war, um die Pfeile nicht zu verpassen.
So ging es nun mit wechselnden Führungen mit etwas mehr als 50 km/h Richtung Turkheim. Erstaunlich, was nach ca. 200 km Strecke noch alles möglich ist. Gut durchgelüftet nahm das Trio mit Volker, Stefan und dem französischen Fahrer hinter Zimmerbach die Ausfahrt nach Turkheim. Dort fanden sich auch in der Ortsmitte wieder die gesuchten grünen Pfeile am Boden, so dass die letzten Kilometer wieder auf der vorgesehenen Strecke mit moderatem Tempo durch die Weinberge über Wintzenheim und Wettolsheim nach Eguisheim gefahren werden konnten, wo die schnelle Vorhut und unser Peloton mit Herbert und Gordon wieder zusammen fanden – das Ganze noch vor dem nächsten Schauer. Noch einmal Rückmelden in der Halle und dann wurden wir mit einem Pokal und anderen leckeren Sachen belohnt. Au revoir a la prochaine fois á Eguisheim.