Nur etwas für Bergziegen – eine Radtour durch die österreichischen Berge – 500 km mit 6.500 Höhenmetern in drei Tagen

„Nur etwas für Bergziegen“ – unter diesem Motto stand unsere RSV-Rennradausfahrt mit 18 Radsportbegeisterten. Wir hatten uns aufgemacht, um an drei Tagen cirka 500 Kilometer durch die österreichischen Berge zu radeln und dabei neun Pässe mit ungefähr 6.500 Höhenmeter zu bezwingen.
Los ging’s in Aach bei Oberstaufen. Der Wetterbericht und der besorgte Blick zum Himmel versprachen nichts Gutes. Doch Gott sei Dank hörte Petrus nicht auf die Wetterforscher, die paar Tröpfchen beim Start bemerkte man kaum.
Die ersten 43 km bis Au im Bregenzer Wald waren zum Einrollen gerade richtig, bevor die erste Bergprüfung, der cirka 16 km lange Anstieg zum Hochtannbergpaß mit 14% Steigung anstand. Bis zur Paßhöhe (1.679 m) waren knapp 900 Höhenmeter zu bezwingen. Das bisher geschlossene Peloton riss schnell auseinander. Die Fahrer der 1. Leistungsgruppe waren heiß auf den Anstieg, während Gruppe 2 den Pass eher verhalten meisterte. Zwischenzeitlich kamen die Sonnenstrahlen durch die Wolken und das Begleitfahrzeug kam gerade richtig, um die Trinkflaschen aufzufüllen. In schneller Fahrt ging es nach der Passhöhe hinunter nach Warth und wieder hoch nach Lech, wo man sich nach 72 km mit dem Einheitsessen Spaghetti Bolognese zur Mittagspause stärkte, denn ein anstrengender Nachmittag stand ja noch bevor. Zwischen Lech und Zürs und Flexenpass erschwerten aufgefräste Fahrbahnen die Fahrt. Um so schneller ging’s dann durch das Klostertal über Klösterle und Dalaas hinunter bis kurz vor Bludenz, dann durch das Montafon über Schruns nach St. Gallenkirch. Dort begann der anstrengendste Teil des Tages, die SilvrettaHochalpenstraße. Hie
r waren doch von St. Gallenkirch bis zur Bielerhöhe (2.032 m) knapp 1.300 Höhenmeter auf dem cirka 26 km langen Teilstück zu bewältigen. Die ersten 300 Höhenmeter zogen sich leicht steigend hin, ab Partenen lag dann die SilvrettaGruppe mit ihren Dreitausend-Meter-Gipfeln vor uns. In 28 Kehren ging es mit bis zu 14% Steigung hoch zum Vermuntsee (1.743 m) und weiter zur Bielerhöhe auf 2.032 Meter. Ein beeindruckender Ausblick auf die vergletscherten Spitzen der Dreitausender.

Nach einer kurzen Pause ging’s in rasanter Fahrt durch das Paznauntal hinunter nach Galtür (1.584 m) und weiter zum Etappenziel Ischgl (1.376 m), wo der Radcomputer 180 km anzeigte. Ca. 3.100 Höhenmeter waren geschafft, keine Unfälle, keine Pannen, wenn man von einem platten Reifen absieht.
Auch der zweite Tag sollte anstrengend werden. In der Nacht hatte es heftig geregnet, es hatte abgekühlt, die Temperaturen lagen bei ca. 16 Grad. In schneller Fahrt raste die Gruppe die ersten 25 km durch das Paznauntal hinunter bis kurz vor Landeck, ehe es dann am Fuße der Lechtaler Alpen auf welligem Gelände nach St. Anton am Arlberg ging. Zwischen St. Anton und Arlberg setzten dann mehrere Baustellen, starker Verkehr sowie der Geruch der frisch aufgebrachten Fahrbahnmarkierung den Radlern mächtig zu. Kaum war der Arlbergpass mit seiner 13 % Steigung und 1284 Höhenmetern bezwungen, kam mit der aufgefrästen Fahrbahn des Flexenpasses (17,73 m) hoch die- nächste Schwierigkeit. Zur Mittagsrast in Lech füllte wieder Spaghetti die Kohlehydratspeicher auf und mit hohem Tempo ging die Fahrt bei schönstem Wetter über Warth hinunter in’s Lechtal nach Elmen (876 m). Dort stand mit dem Hahntennjoch (1894 m) die stärkste Bergprüfung der Tour bevor. Der ca. 24 km lange Anstieg zum Hahntennjoch, auch bei Motorradfahrern sehr beliebt, hatte Steigungen mit 15 %, die es bei nun sengender Hitze zu bewältigen gab. Am steilsten war der 5 km Anstieg vom Lechtal hoch ins Pfafflartal und der ca. 8 km lange Anstieg unterhalb der Passhöhe. Das Begleitfahrzeug war gefragt, galt es, die leeren Trinkflaschen aufzufüllen.
Ein Weiderost erforderte Vorsicht, bevor die Gruppe die kurvenreiche Abfahrt mit 15 % Gefälle unter den Felshängen des Scharnitzkogels und des Hahrleskogels in Angriff nahmen. Die ungefähr 8 km lange Abfahrt mit fast 1.100 Höhenmetern erforderte auf der nassen Straße größte Vorsicht. Schon bald tauchten hinter dem Latschenwald die Häuser von Imst auf, überragt von den Bergen der Tschirgantgruppe. Imst, die Stadt im Talboden des Gurgltales, das zweite Etappenziel, war erreicht. Der Radcomputer zeigte 143 km, weitere 2.100 Höhenmeter sind geschafft, ohne Unfall und ohne Panne

Am dritten Tag ahnten die Radsportler aus dem Weissacher Tal bereits beim Frühstück, daß sie heute wohl naß werden würden. Gleich nach dem Frühstück begann es leicht zu nieseln und pünktlich zum Start verstärkte sich der Regen. Trotz Regenbekleidung waren alle bereits nach wenigen Kilometern auf der Fahrt nach Nassereith durch und durch naß, so daß der Regen, der dann den Fernpaß hoch immer stärker wurde, auch keine Rolle mehr spielte und die Radfreaks in schneller Fahrt regelrecht den Paß „hochschwemmte“. Aufgrund des Regens und der kühlen Temperaturen ging’s schnell weiter nach Lermoos und Berwang. Von der Landschaft nahm keiner mehr Notiz. Erst im Namlostal hörte es auf zu regnen und so erreichten die „Bergziegen“ fast trocken das Lechtal, wo man in Weißenbach bzw. Nesselwängle die Kleidung wechselte und Mittagspause machen. Eine Stunde später saßen alle wieder im Sattel, um die letzte Etappe, den Gaichtpaß und den Oberjochpaß anzugreifen. In schneller fahrt ging’s danach die 400 m Gefälle hinunter nach Hindelang und mit hohem Tempo nach Sonthofen, dann weiter nach Oberstaufen, wo sich die meisten bei schönstem Wetter über en kühles Weizenbier freuten, ehe es die letzten Kilometer zurück nach Aach ging. Die erste Leistungsgruppe des RSV Unterweissach war noch nicht ausgelastet und zweigte in Sonthofen über Fischen ab, um noch einen Umweg über den Riedbergpaß zu fahren.
In Aach waren dann zirka 500 km und ungefähr 6500 Höhenmeter an drei Tagen ohne Unfall und größere Pannen geschafft – eine Tour, die zwar sehr anstrengend war, aber allen ausgezeichnet gefallen hat.
Wir danken an dieser Stelle den Organisatoren Erwin Bootsmann und Frank Strohmaier für bestens organisierte Erlebnisfahrt. Hb.

Gruppe / vor dem Anstieg zur Silvretta-Hochalpenstraße (von links): Lorenz Widmaier, Bernhard Eigen, Wilfried Schramm, Volker Lange, Erwin Bootsmann, Jörg Satlow, Thomas Schmid und Frank Strohmaier.